14. März 1950 Geburtshaus Berlin-Kreuzberg, Müllenhoffstr. 17 Kurz nach Mitternacht
begann die Austreibungsphase.
Meine Mutter hatte mit ihren 42 Jahren, nun wirklich und unwider- ruflich, die Schnauze
voll von Schwangerschaften.
Diese sechste Gravidität sollte endgültig die letzte sein. Sie schwor im Kreißsaal
liegend dem Geschlechtsverkehr ab, verfluchte den Fortpflanzungstrieb, und meinen
Vater, der seine Lust offensichtlich nicht unter Kontrolle hatte.
Das war mein Leben. ...Bis 1988.
Schreiend protestierte ich, doch es half nicht. Mein Leben nahm seinen Lauf.
Die Hebamme versuchte beruhigend auf sie einzureden.
Auch ich, hätte liebend gerne auf meine Geburt verzichtet, wenn ich damals gewusst hätte, was das Leben mit mir vor hat. Eben noch schwebte ich körperlos zufrieden in einem dunklen endlosen Universum voller bunter tanzender Lichter, wabernder farbiger Schleier und dumpfer Geräusche, die etwas unendlich beruhigendes hatten, als plötzlich das grelle schmerzende Licht einer OP-Lampe eine neue Phase meines Lebens einleuchtete. Laute Stimmen dröhnten in meinen Ohren.